Ich möchte Ihnen an dieser Stelle ein wenig darüber erzählen, wie ich auf die Idee gekommen bin, als Trauerrednerin zu arbeiten.
Als Sängerin und als Organistin habe ich in den letzten Jahren unzählige Trauerfeiern hautnah miterlebt. Und ganz oft habe ich mich im Anschluss gefragt: Und wer war jetzt eigentlich der Verstorbene? Lange theologische Ansprachen, leere Worthülsen und geschliffene Floskeln waren das, was die trauernden Angehörigen bei der Beerdigung ihrer Liebsten hören mussten.
Bei einer Trauerfeier geht es – für mich – um das Leben und die Persönlichkeit des Verstorbenen, um die Trauer und den Schmerz der Angehörigen sowie die Vermittlung von Trost. Eine Trauerfeier ist etwas sehr Persönliches und wichtig für die eigene Trauerarbeit. Dafür gibt es nur eine Chance; wenn diese verpasst wird, kann man es so niemals wiederholen.
Da ich selbst nicht nur als Sopranistin und Stimmbildnerin arbeite, sondern auch als Theologin und Seelsorgerin tätig bin, dachte ich mir eines Tages: Trauerreden, das ist genau das, was ich machen möchte. Ich möchte nicht nur mit meiner Stimme, sondern auch mit ausgewählten, feinen Worten Menschen berühren und trösten.
Ich habe großes Interesse an Menschen und ihren Schicksalen und ich liebe es, mich in das Leben der Verstorbenen hineindenken und sie mit meiner Rede wieder ein Stück weit ins Leben zurückbringen zu dürfen. Und wenn dann bei einer meiner Reden gelächelt oder gelacht, geseufzt oder geweint wird, dann weiß ich, dass ich mit meiner Arbeit am richtigen Platz bin.
